“Peter, übernächste Woche startet eine Tour durch Portugal und Andalusien, hättest du Interesse das Begleitfahrzeug zu fahren?” Diese Whatsapp-Nachricht erreichte mich während ich auf einer Motorradreise in der marokkanischen Sahara unterwegs war. Eine wahres Offroad-Paradies nahe der großen Erg Chebbi Sanddüne. Nur 5 Minuten vorher war ich vom Motorrad abgestiegen und hatte dank der fantastischen Tagesetappe hatte ohnehin noch das Grinsen ins Gesicht geschrieben. Lediglich eine Woche vorher hatte ich mit Scott Moreno, Gründer und Geschäftsführer von IMTBIKE, über eine mögliche Zusammenarbeit gesprochen. Meine Antwort lautete natürlich “YES”. Ich hatte keine Zweifel dabei sein zu wollen!

Zwei Wochen später saß ich als VAN Driver hinterm Steuer und folgte dem Zickzack über die berühmten Goat Road zwischen Almuñecar und Granada, “Andalusien at its best”! Geführt von meinem Kollegen und IMBIKE Head Guide Sergi Besses schlängelten sich die Motorradfahrer vor mir durch die Kurven. Abwechselnd den Steilhang und die spitzen Bergkuppen zur Linken und zur Rechten.

Ich tat das, was ich seit langer Zeit machen wollte. Begeisterte Motorradfahrer bei strahlendem Sonnenschein über leere Traumstraßen vorbei an den abwechslungsreichen und atemberaubenden Landschaften Spaniens zu führen. Sergi hatte beim morgendlichen Briefing nicht zu viel versprochen. Auch für das leibliche Wohl war gesorgt. Nach dem klassischen vorabendlichen Welcome-Dinner in den belebten Straßen von Málaga, genossen wir mittags die Paella am Strand von Nerja. Zu den Genüssen gesellte sich jedoch auch die Verantwortung. Aufmerksamkeit war geboten. Wer hat eine Nahrungsmittelallergie? Wer mag es lieber vegetarisch? Wasser mit Kohlensäure oder lieber still? Wer möchte welchen Kaffee? Dies und vieles mehr heißt es zu berücksichtigen und entsprechend mit den Kellnern abzusprechen. Dank langjähriger Zusammenarbeit sind die meisten Restaurants der Reise auf die IMTBIKE-Reisegruppen eingestellt und machen sogar das Unmögliche möglich.

Sergi hatte ohnehin immer alles voll im Überblick. Man spürte seine Erfahrung und ich war begeistert, wie er zwischen der Rolle des vorausfahrenden, verantwortungsbewussten Head-Guide auf dem Bike und dem aufmerksamen Entertainer neben dem Bike hin und her wechselte. Sergí ist ein exzellenter Lehrmeister und erklärte mir sorgfältig was bei einer erstklassigen Tour berücksichtigt werden sollte. Zudem mussten wir schon nach nur wenigen Stunden des Kennenlernens perfekt als Team funktionieren. Doch darum geht es – Empathie, Menschenkenntnis und Aufmerksamkeit. So gelingt es den Kunden eine unvergessliche Motorradreise zu präsentieren. Diese sollen neben schönen Hotels und gutem Essen hauptsächlich das Motorradfahren genießen können.

 

Nach ca. 200km auf Spaniens Traumstraßen, ist in der Regel gegen 17 Uhr Ankunft in den 4-5 Sterne Hotels. Dank Vorab-Check-In durch unsere lieben Kollegen/innen im Backoffice können die Biker direkt aufs Zimmer. Sofern alle zufrieden sind, ist auch eine kurze Verschnaufpause für uns drin. An diesem Tag nicht, denn noch vor dem Abendessen mussten wir den Bulli durch die schmalen Gassen Granadas bis zum Parkhaus manövrieren und vorab noch die Ausfahrt durch die verkehrsberuhigte Innenstadt checken. Am Tag darauf war einer der Ruhetage und somit konnten die Biker Granada erkundigen. Für einige Teilnehmer stand die Alhambra auf dem Programm, andere hatten sich für Shopping entschieden und wieder andere genossen bei strahlend blauem Himmel die optionale Motorradtour in die Sierra Nevada, dem höchsten Gebirge auf dem spanischen Festland. Ein super Start für alle…

 

…und dabei blieb es auch. Am nächsten Tag verließen wir Granada ebenso schön, wie wir angekommen waren und genossen anschließend die etwas ruhigere Fahrt durch die Sierra Morena. Vorbei an endlosen Olivenbaumfeldern ging es bis zum Parador von Antequera – dem sogenannten Herz von Andalusien.

 

Nach einer abenteuerlichen Fährüberquerung des Fluss Guadalquivir und Fahrt durch den Nationalpark Doñana erreichten wir am darauffolgenden Abend den direkt am Strand gelegenen Parador von Mazagon. Mit einem glühend roten Sonnenuntergang über dem Meer verabschiedete sich ein weiterer genialer Motorradtag von uns.

Die kommenden Tage fuhren wir entspannt durch den Süden Portugals. Zu Beginn lässige langgezogene Kurven durch das Hinterland der Algarve im Süden Portugals. Danach durch das Kurvenparadies von Monchique, welches sich nach dem Waldbrand im Sommer in eine kahle braune, jedoch faszinierende hügelige Steppe verwandelt hatte. Zuletzt cruisten wir entlang der Atlantikküste Richtung Norden um im malerischen Küstenort Cascais, nähe Lissabon, zu nächtigen. Unterwegs genossen wir die Aussicht auf die grüne ins Meer abfallende Küste der Sierra de Arribida. Das im inneren elegant-modern restaurierte Hotel in Cascais ist eine ehemalige direkt am Wasser gelegene Festung und bietet einen herrlichen Blick auf den Yachthafen. Nach einem weiteren Ruhetag mit viel köstlichen Fischgerichten ging die Reise zurück Richtung Spanien. Begeistert von den Etappenzielen Evora, Sevilla und Arcos de la Frontera erwartete uns das Beste zum Schluss!

 

Das wunderbare Andalusien begrüßte uns erneut mit herrlichem Sonnenschein. Selbst in Grazalema, dem regenreichsten Ort Spaniens, war der Himmel strahlend blau und wir genossen einige der schönsten Passstraßen Spaniens. Das schneeweiße am Hügel gelegene Dorf Zahara de la Sierra und die Route um den zugehörige riesige See versetzten uns in Staunen. Zum Glück war die Kamera immer dabei. Ich finde es genial, dass auch mein zweites Hobby, das Fotografieren, zu meiner Arbeit dazu gehört. Nach dem Vorausdüsen mit dem Bulli, der Parkplatzsuche und dem Rennen zum Fotospot war ich jedoch oftmals ziemlich aus der Puste. Egal – es macht echt Laune und die Ergebnisse zeigen – es hat sich gelohnt!

Ebenso bikerfreundlich verliefen auch die letzten zwei Tage mit Übernachtung in Ronda, dem Balkon Andalusiens. Alle genießen die endlosen Kurven durch das äußerst gebirgige Hinterland der Costa Del Sol und keiner unserer amerikanischer Motorradfreunde redete noch vom berüchtigten “Tail of the Dragon”, mit 318 Kurven auf 18km die angeblich kurvenreichste Strecke von Nordamerika.

 

 

 

Am 3. November, nach insgesamt ca. 2500km und unzähligen Eindrücken, Lachern, viel “Vale, vale“ (okay, okay) und “Dale, dale“ (auf, auf) waren wir zwei Wochen später glücklich und erholt wieder in Málaga. Beim letzten Abendessen auf einer weiteren gemütlichen Terrasse bringt Mike es auf den Punkt, “Der Süden Spaniens und Portugals ist ein einziger “Tail of the Dragon”! Mission geglückt – wieder konnten wir ein paar begeisterten Motorradfahrern das Motorradparadies Spanien näher bringen.

 

 

Auf der letzten Fahrt zu unserem Standort in Málaga rufe ich mir die vielen schönen Erlebnisse in Erinnerung. Schade, dass es schon vorbei ist, doch die nächste Tour kommt bestimmt. Sergí und ich reinigen den Bulli von zwei Wochen Staub und Erinnerungen und stoßen abends gemeinsam auf eine gelungene Tour an. Selbstredend, dass es mir sehr, sehr gut gefallen hat und ich freue mich, dass auch Sergí mit meiner Unterstützung zufrieden war. “Gute Arbeit Herr Kollege – Prost!“

 

Auch ein paar Monate danach hat dieser erste gute Eindruck keinesfalls nachgelassen. Es war mir zwar schon vorher bewusst, doch die Reise hat es mir nochmal bestätigt: als Motorradguide zu arbeiten ist der beste Job, den ich mir vorstellen kann. Zudem schätze ich mich sehr glücklich hier in Spanien ein so professionelles Team wie IMTBIKE gefunden zu haben. Dale, dale! Auf geht’s – die nächste Reise wartet schon. Wir sehen uns in Marokko!!!